Der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir beabsichtigt, der Ukraine zu helfen, das Getreide zu exportieren, das in ukrainischen Häfen steckengeblieben ist.
– Wir erhielten stets Informationen über zielgerichtete Attacken Russlands auf Getreidespeicher, Düngemittellager, Ackerböden und Infrastruktur, – betonte der deutsche Politiker laut DW. Cem Özdemir sieht bei diesen Besatzerschritten eher einen Versuch von Wladimir Putin, die Ukraine für längere Zeiten als einen Konkurrenten zu beseitigen.
Während eines für Mitte Mai geplanten Treffens der Landwirtschaftsminister der G7-Länder, so DW, möchte Cem Özdemir mit seinen Kollegen erörtern, wie man der Ukraine einen Zugang zu den Weltmärkten garantiert. Wir müssten eine Möglichkeit für alternative Transportrouten sichern, – betonte er.
Unsere Landwirtschaftsspeicher lassen Russen nicht in Ruhe
Unterdessen wurde ein Getreidespeicher (auf dem Foto) im Gebiet Dnipropetrowsk erneut attackiert.
«Bei uns gibt es wieder einmal einen Luftangriff im Rayon Sinelnikowe. Eine Rakete hat einen Getreidespeicher getroffen. Vorläufig gibt es keine Opfer. Unsere Landwirtschaftsspeicher lassen Russen nicht in Ruhe», – teilte am 2. Mai früh der Chef der militärischen Gebietsverwaltung Walentin Rjesnitschenko in seinem Telegramm-Kanal mit.
Über riesengroße Getreidevorräte innerhalb unseres Staates, die die Menschen vom Hunger zu retten haben, doch zu den Bestimmungsorten infolge der Aktivitäten der russischen Besatzer nicht gelangen können, berichtete auch der Vertreter des UN-Welternährungsprogramms Martin Frick.
Ihm zufolge sind fast viereinhalb Millionen Tonnen Getreide in unseren Häfen blockiert worden. Es ist unmöglich, diese Produkte wegen gesperrter Meereswege im Hintergrund mit der russischen militärischen Invasion zu exportieren, – informiert «Radio Liberty» unter Berufung auf dpa-Agentur.
Bis zu Anfang des Kriegs blieb die Ukraine einer der weltgrößten Weizenexporteure und Maisproduzenten. Recht viele Länder hängen von diesen Lieferungen ab, – betont man bei der UNO.
«Der Hunger soll keine Waffe sein», – hob Martin Frick hervor. Er rief auf, die Lieferungen ukrainischer Nahrungsmittel an andere Länder wiederaufzunehmen, um eine globale Nahrungsmittelkrise zu mildern.
Zuvor warnten westliche Länder mehrmals vor möglicher Nahrungsmittelkrise und Hunger im Nahen Osten, in Afrika und einigen Regionen Asiens(dort ernährt sich die Bevölkerung ständig schlecht, und Millionen Menschen überleben dank dem Brot, das sie anhand der Subventionen erhalten, und billigen Nudeln) durch den russischen Krieg gegen die Ukraine. Und bereits im März fixierte die UNO eine Lebensmittelpreissteigerung um mehr als 12 Prozent. Das war ein Rekord seit 1990.
Auch Ende März erklärte die stellvertretende US-Außenministerin Wendy Sherman laut «Radio Liberty», dass die russische Kriegsflotte einen Zugang zu ukrainischen Häfen blockiert, Kiew eine Möglichkeit entzieht, das Getreide zu exportieren, und 94 Schiffe mit Nahrungsmitteln hindert, ins Mittelmeer auszulaufen.
Besatzer stehlen Getreide und wir dokumentieren Tatsachen
Russische Besatzer führen massenhaft das Getreide aus den zeitweilig okkupierten Regionen in den Gebieten Luhansk, Donezk, Chersson und Saporischschja aus. Für die Durchführung von Aussaatarbeiten und den inneren Bedarf wurden dort ungefähr anderthalb Millionen Tonnen Getreide akkumuliert. Mehrere Hundert Tausend Tonnen wurden bereits gestohlen und in die Russische Föderation übergeleitet, – betonte der erste stellvertretende Minister für Agrarpolitik der Ukraine Taras Wyssozkij.
«Wir haben bestätigte Fakten, dass mehrere Hundert Tausend Tonnen Getreide summarisch aus den Gebieten Chersson, Saporischschja, Luhansk und Donezk ausgeführt wurden, - betonte Taras Wyssozkij. – In diesen Regionen befinden sich als Farmervorräte, die für die Aussaatarbeiten sowie auch für die Verarbeitung(für die Herstellung von Mehl, Brotbacken) angehäuft wurden, rund anderthalb Millionen Tonnen Getreide. Das ist eine wesentliche Reserve. Nach den Weltpreisen kostet dies Hunderte Millionen US-Dollar. Und es gibt ein großes Risiko, dass das einfach gestohlen und zugunsten Russland ausgeführt wird».
Jedoch behauptet Taras Wyssozkij, dass es in den besetzten Regionen keine strategischen Reserven gegeben hat. In den Gebieten wurde das Getreide gelagert, das für den Konsum in diesen Regionen bis zur neuen Ernte notwendig war. «Deswegen können wir vor allem vom Genozid am ukrainischen Volk, nicht aber von einem Schlag gegen die Wirtschaft sprechen», – hob er hervor.
Alle Diebstahlfakten werden fixiert und dokumentiert als Beweise bei internationalen Gerichtshöfen, um eine volle Entschädigung direkter und angrenzender Verluste zu erhalten und Geldmittel in die ukrainische Wirtschaft zurückzuführen, – heißt es auf der offiziellen Website des Ministeriums für Agrarpolitik.
Auf alternativen Marschrouten ist nicht viel zu exportieren
Der erste stellvertretende Minister versicherte, dass die Ukraine Getreidereserven in den Grenzen der kontrollierten Regionen für zwei Jahre hat. Der Rest wird exportiert. Da die Häfen blockiert werden, findet das Ministerium neue Logistikrouten, unter anderem Eisenbahnlinien. Eine davon – durch Rumänien, Hafen von Konstanz. Auch werden Korridore durch Polen und Ostseehäfen durchgearbeitet.
«Alternative Routen des ukrainischen Exports werden weiterhin entwickelt, - betonte Taras Wyssozkij. – Es gibt jetzt auch kein inneres Defizit. Nach der Befreiung der Regionen werden wir imstande sein, sie mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Was man von der internationalen Nahrungssicherheit nicht sagen kann».
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